Biowetter. Prima inneres Klima. Selbstachtsamkeit und Achtsamkeit. Part 3

Veröffentlicht am 18. Juni 2024 um 19:20

Selbstachtsamkeit und Achtsamkeit

Ein Text von Simone Schönmeyer I Networkerin, Training und Coaching für werdende Eltern und Eltern mit Kleinkindern, Entspannungstrainerin, Onlinekurse, Supervisorin für pädagogische Fachkräfte

Im Rahmen des Fachartikels von Diana Yasmin Gold, Ivonne Hünig, Romy Roesler und Simone Schönmeyer zum Workshop Biowetter am Illertissener Schlossdialog 2024.

 

„An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken erst macht es dazu.“ (William Shakespeare)

 

Eine der gängigsten Definitionen der Achtsamkeit stammt vom Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn. Er ist Begründer der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), einem etablierten Programm zur achtsamkeitsbasierten Stressreduktion. Kabat-Zinn beschreibt Achtsamkeit folgendermaßen: „Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Achtsamkeit ist eine einfache und zugleich hochwirksame Methode, uns wieder in den Fluss des Lebens zu integrieren, uns wieder mit unserer Weisheit und Vitalität in Berührung zu bringen” (vgl. MBSR-MBCT Verband e.V. 2013).

 

Achtsamkeit ist ursprünglich ein zentrales Prinzip buddhistischer Meditationspraxis. In der buddhistischen Lehre gibt es vier Grundlagen der Achtsamkeit:

  1. Körper: Signale wahrnehmen durch unsere Sinnesorgane.
  2. Gefühle: Körperliche Signale und gedankliche Vorgänge fühlen.
  3. Bewusstsein oder Geist: Bilder und Gedankenstrom beobachten.
  4. Innere und äußere Geistesobjekte: im Moment wahrnehmen durch Hören, Sehen und Riechen, aber auch durch Gedanken in diesem Moment.

 

Seit vielen Jahren wird Achtsamkeit jedoch auch als eine universelle Form von Aufmerksamkeit und eine innere Haltung verstanden, die weltanschaulich neutral ist. Heute praktizieren die meisten Menschen, vor allem in der westlichen Welt, Achtsamkeit mit dem Wunsch, besser mit Stress und Hektik umzugehen, zu entspannen und ihr allgemeines Wohlbefinden zu steigern. Durch kleine bewusste Auszeiten und kleine Atemübungen oder durch das Erforschen der näheren Umgebung beziehungsweise der Umwelt (vgl. Schönberger 2023).

 

Selbstwirksamkeit

„Respektiere Dich selbst, respektiere andere und übernimm Verantwortung für das, was Du tust.“ (Dalai Lama)

 

Der Begriff der Selbstwirksamkeit wurde von dem amerikanischen Psychologen Albert Bandura geprägt. In den 1960er-Jahren begann er zu erforschen, wie die Überzeugung eine Handlung erfolgreich ausführen zu können, das menschliche Verhalten beeinflusst - die sogenannte "Kompetenz- und Kontrollüberzeugung". Bandura betont die Bedeutung der internen Kontrollüberzeugung: Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind überzeugt, dass ihre Erfolge auf ihre eigenen Fähigkeiten zurückzuführen sind („intern“) und nicht auf äußere Umstände wie Zufall oder Glück („extern“) (vgl. Groß, 2023).

 

Selbstwirksamkeit wird zudem gestärkt durch Kohärenz und Charakterstärke. Kohärenz empfinden wir nur dann, wenn wir eine Aufgabe oder Situation als verstehbar und sinnhaft wahr-nehmen. Durch das Einbringen unserer Charakterstärken gewinnen wir Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (vgl. Heller 2015).

Der Psychologe Klaus Grawe betont die Bedeutung der Selbstwert-Erhöhung als Grundbedürfnis, vergleichbar mit anderen Grundbedürfnissen wie Orientierung, Kontrolle, Bindung und Lustgewinn oder Unlustvermeidung. Annäherungsziele („hin zu“) sind erfolgreiche Bewältigungsstrategien, die Dopaminausschüttung im Gehirn auslösen und als Erfolgs-, Glücks- oder Flowerlebnisse gespeichert werden. Vermeidungsziele („weg von“) dienen dazu, Verletzungen der Grundbedürfnisse zu vermeiden. Annäherungsziele sind mit Vorfreude verbunden, aktivieren Ressourcen und fördern die Entwicklung neuer Fähigkeiten oder Wissens. Das Erreichen von Zielen aktiviert Belohnungssysteme im Gehirn und stärkt die Selbstwirksamkeitserwartung. Dies führt zu einer positiven Spirale, in der Erfolge die Selbstwirksamkeitserwartung steigern und das Setzen und Erreichen neuer Ziele erleichtern (vgl. Heller 2015).

 

Juni 2024

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