Grundlagen zu (Selbst-) Achtsamkeit und Resilienz
Ein Text von Simone Schönmeyer I Networkerin, Training und Coaching für werdende Eltern und Eltern mit Kleinkindern, Entspannungstrainerin, Onlinekurse, Supervisorin für pädagogische Fachkräfte
Im Rahmen des Fachartikels von Diana Yasmin Gold, Ivonne Hünig, Romy Roesler und Simone Schönmeyer zum Workshop Biowetter am Illertissener Schlossdialog 2024.
Um den beschriebenen Stressoren in einer gesundheitsförderlichen Art und Weise begegnen zu können, bedarf es eines funktionalen Stressmanagements. Unter dem Begriff lassen sich Strategien und Techniken zusammenfassen, die den Umgang mit dem erlebten Stress er-leichtern oder diesen reduzieren. Dazu gehören beispielsweise eine generell gesunde Lebensweise mit guter Schlafhygiene und Ernährungsweise sowie soziale Unterstützung und ein ausgeglichenes Zeitmanagement. Ein bewusster Umgang mit den Themengebieten Achtsamkeit und Selbstreflexion sind ebenfalls von großer Bedeutung für ein gelingendes Stressmanagement, ebenso wie spezifische Techniken zur Entspannung (vgl. Reichhart et al. 2023, S. 229ff).
Im Folgenden sollen zunächst die Begriffe Resilienz, (Selbst-)Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit näher beleuchtet und auf deren Ursprung und Bedeutung näher eingegangen werden.

Resilienz
Resilienz kommt aus dem Lateinischen von „resilire” und bedeutet „abprallen, zurückspringen.” Oft wird dies auch übersetzt als „die Fähigkeit, widerstandsfähig zu sein.” Die US-amerikanische Psychologin Emmy Werner sagte: “Resilienz ist eher ein Prozess als ein Endergebnis.” Emmy Werner prägte den Begriff Resilienz durch ihre Forschung auf der hawaiianischen Insel Kauai im Jahr 1955. Über einen Zeitraum von 40 Jahren wurden 698 Kinder beobachtet, wobei drei Schutzfaktoren identifiziert wurden: Familie, Umfeld und Persönlichkeitsmerkmale. Die Bindung zu Bezugspersonen wurde als entscheidender Schlüssel zur Stärke hervorgehoben (vgl. Berndt 2015, S.65 ff). Für Resilienz gibt es verschiedene Definitionen: In der Physik beschreibt Resilienz die Elastizität eines Materials, das Druck und Belastungen ausgesetzt ist. Dieses Material hat die Eigenschaft oder Fähigkeit, nach der Verformung wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen.
Die systemische Beraterin und Psychotherapeutin Rosmarie Welter-Enderlin hat folgende klassische Definition erstellt: „Resilienz ist die Fähigkeit eines Menschen, Krisen im Lebens-zyklus zu meistern und als Anlass für die eigene Entwicklung zu nutzen.“ Der Begriff der psychischen mentalen Resilienz wurde um 1950 vom US-amerikanischen Psychologen Jacob Block geprägt, der sagte: „Resilienz ist ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal.“
Ein resilientes Mindset hilft, die innere Stärke zu fördern. Es gibt sehr viele verschiedene Mo-delle der Resilienz. Karen Reivich und Andrew Shatté stellen in ihrem Werk, „the resilience factor“ sieben Resilienzfaktoren vor, die individuelle Schutzfaktoren fördern und somit zu innerer Stärke beitragen:
- Optimismus: Zuversichtlich und positiv in die Zukunft blicken.
- Akzeptanz und Achtsamkeit: Umstände und Situationen akzeptieren, auf die man keinen Einfluss hat, um vernünftige Lösungen zu finden. Achtsamkeit hilft im Alltag präsenter zu sein.
- Lösungsorientierung: Lösungen im eigenen Handlungsspielraum erkennen und umsetzen. Konzentration auf Lösungen, um Probleme schneller und besser zu klären.
- Selbstwirksamkeit: Bewusstsein schaffen, für die Wirkung des eigenen Handelns. Resiliente Menschen wissen um ihre eigene Wirksamkeit und kennen die eigenen Stärken. Vertrauen in eigenes Handeln und das positive und erfolgreiche bewältigen.
- Eigenverantwortung: Aktiv Entscheidungen treffen und für die Konsequenzen einstehen.
- Netzwerkorientierung: Beziehungen pflegen und Raum für Austausch schaffen.
- Zukunftsplanung: Sich proaktiv mit der eigenen Zukunft auseinandersetzen. Fokus auf Ziele und Pläne und diese motiviert und konsequent verfolgen (vgl. Heller 2017).
Prof. Dr. Niko Kohls schreibt in seinem Buch: Mehr Lebensfreude durch Achtsamkeit und Resilienz, dass resiliente Menschen folgende elf Eigenschaften aufweisen:
Resiliente Menschen...
1...sind wertschätzender und dankbarer für ihr Leben.
2...sind offener gegenüber Veränderungen.
3...können innere Zustände reflektieren und kommunizieren.
4...sind achtsamer mit ihren Ressourcen.
5...wollen selbstwirksam Handeln und sind aktiv im Entwickeln von pragmatischen Lösungs-ansätzen.
6...arbeiten an ihren Visionen und (Teil-)Zielen.
7...achten auf Selbstfürsorge wie Schlaf, Ernährung und Bewegung.
8...sind empathisch, fürsorglich und pflegen sinnhafte, stabile und soziale Beziehungen.
9...sind fähig zu vertrauen, zu vergeben und ihr soziales Netzwerk zu stabilisieren.
10...sind authentisch und realistisch optimistisch.
11...sind nicht so anfällig gegenüber negativem Affekt.
Alle oben genannten Aspekte sind trainierbar, bis auf Punkt 11, da dieser Punkt eine genetische Komponente enthält, ist dieser nur bedingt erlernbar (vgl. Kohls 2022, S. 31 ff).
Aristoteles sagte schon: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“.
Besonders die Säulen Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit werden hier nun nochmal näher betrachtet, denn Studien belegen, dass durch das Trainieren der eigenen Achtsamkeit auch die Resilienz gefördert werden kann.
Juni 2024
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