Biowetter. Prima inneres Klima „Mein kleiner grüner Kaktus“. Part 1

Veröffentlicht am 18. Juni 2024 um 17:38

Mit Selbstwirksamkeit zu mehr Resilienz und stark durch herausfordernde Zeiten

Ein Text von Diana Gold I Akademisierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, tätig in der stationären Versorgung, sowie in der Gestaltung von Projekten und der Schulung von Mitarbeitenden im Bereich der rehabilitativen forensischen Psychiatrie

Im Rahmen des Fachartikels von Diana Yasmin Gold, Ivonne Hünig, Romy Roesler und Simone Schönmeyer zum Workshop Biowetter am Illertissener Schlossdialog 2024.

 

Aktuell wachsen die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland, nicht zuletzt auf Grund sich aneinander reihender Krisen und einschneidender Veränderungen der Arbeitswelt, stetig. Auch die Leistungsansprüche an jede Einzelperson nehmen zu, während sich im Gegenzug aber ein bedenklicher Trend hin zu abnehmender psychischer Gesundheit unter Arbeitnehmenden abzeichnet. Daher gewinnt die effektive Gesundheitsprävention durch Förderung der individuellen Resilienz auch in Beratung und Coaching immer mehr Bedeutung. Es gilt zu untersuchen, wie sich das bildliche Beispiel des selbst in der kargen Wüste gedeihenden Kaktus von der freien Natur auf den einzelnen Menschen in einer herausfordernden Umgebung und Umwelt übertragen lässt. Der nachfolgende Artikel möchte hierauf Antwort geben und beschäftigt sich mit den Grundlagen von Achtsamkeit und Resilienz. Er zeigt auf, wie bereits kleine Veränderungen hin zu mehr Selbstachtsamkeit, Selbstreflexion und Selbstfürsorge die persönliche Selbstwirksamkeit und Widerstandskraft im Alltag dauerhaft erhöhen können. Unter Berücksichtigung lernpsychologischer Aspekte werden dabei auch unterschiedliche Methoden und Techniken exemplarisch vorgestellt. Eingebettet in individuelle Interventionskonzepte, können sie sowohl mit Klientinnen und Klienten praktisch leicht umgesetzt als auch von Lesenden selbst genutzt werden, um so, getreu dem Motto des Artikels, für einen positiven „inneren Klimawandel” sorgen.

Das gesellschaftliche Klima in Deutschland ist im Jahr 2024 rau: Politische Zerrissenheit, Krieg in Europa und Flüchtlingskrise, demographischer Wandel, soziale Vereinzelung und Altersarmut, Arbeitskampf und Rezession sind neben Klima- und Energiekrise nur einige „heiße Themen”. Diese Entwicklungen belasten die Arbeitswelt ebenso wie die von Luise Mittag in „Wandel der Arbeitswelt – Trends und Entwicklungen“ zusätzlich benannten Einflussfaktoren der Digitalisierung, Globalisierung und „Arbeitsflexibilisierung“ (vgl. Asendorpf 2018, S. 324ff; Mittag 2023, S. 7f). Zudem prallen die zunehmenden Herausforderungen im Kontext von Beruf und Arbeit auf eine in alle Lebensbereiche wirkende Anspruchshaltung, in einer sich immer schneller überholenden Welt von Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung mithalten zu wollen. In diesem Spannungsfeld entstehender chronischer Stress kann nicht nur zu Einbußen an persönlicher Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und sozialer Teilhabe führen, sondern auch zu einem erhöhten Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen. Alarmierend ist nicht zuletzt die Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitstage im Rahmen des so genannten Burnout-Syndroms in den vergangenen 20 Jahren. Einer aktuellen Mitgliedererhebung der AOK-Gesundheitskasse zufolge, stiegen die dadurch verursachten jährlichen Arbeitsunfähigkeitstage allein im Zeitraum zwischen 2004 und 2022, fast um das Zwanzigfache (vgl. AOK, 2023). Die beruflichen Fehltage auf Grund psychischer Erkrankungen insgesamt nahmen im Zeitraum von 2012 bis 2022 um 48% – und damit deutlich überproportional – zu und stehen an dritter Stelle aller Erkrankungsursachen (vgl. ebd., 2023). Die volkswirtschaftlichen Kosten durch psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen lagen nach Angaben des zuständigen Bundesministeriums allein im Jahr 2022 bei 17,2 Milliarden Euro (vgl. Süddeutsche Zeitung, 2023).

Gesamtgesellschaftlich besteht daher ein rasant wachsender Bedarf an qualitativ hochwertiger und nachhaltiger Gesundheitsförderung sowie Prävention. Doch wie ist es möglich, angesichts dieser widrigen Umstände und negativen Tendenzen selbst psychische Gesundheit und Widerstandfähigkeit zu bewahren beziehungsweise in Beratung und Coaching bei Klientinnen und Klienten effektiv und nachhaltig zu fördern?

„Der Kaktus ist die sanfte Antwort darauf, wie man in einer Welt voller Stacheln gedeihen kann.“ (unbekannt)

Gemäß der umfassenden Devise „Prima Klima“ wird im Folgenden das „innere Klima” jedes einzelnen Menschen, vor allem in einer herausfordernden Umwelt thematisiert. Metaphorisch zugespitzt, soll hierbei „Mein kleiner grüner Kaktus“ als Sinn- und exzellentes Vorbild aus der Natur aufzeigen, wie durch besondere Widerstandsfähigkeit und effektive Nutzung von Res-sourcen, Wachstum und Gedeihen auch unter extremen Klimabedingungen möglich ist. Unter Berücksichtigung der begrifflichen und wissenschaftlichen Grundlagen, Voraussetzungen sowie praktischen Anwendungsmöglichkeiten soll beleuchtet werden, wie Selbstachtsamkeit, Selbstwirksamkeit und Resilienz im Rahmen von professioneller Beratung und Coaching fachlich fundiert geschult, individuell geübt und dauerhaft gestärkt werden können.

 

Juni 2024

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